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In der augenblicklichen, hauptsächlich von Angst und Unwissenheit geprägten pandemischen Zeit Ende Mai 2021 ist es manchmal schwer zu erkennen, dass die wahllose Addition verschiedener Maßnahmen vielleicht gar nicht immer so wirkungsvoll ist, wie erhofft. Manchmal hilft auch ein Weg- oder Loslassen. Bei anderen Dingen ist das auch so und vor allem natürlich beim Zinken:

In der jüngsten Ausgabe (6.21) der Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“ bin ich auf einen interessanten Artikel des Schriftstellers und Wissenschaftspublizisten Michael Springer gestoßen. Er beschreibt darin das Phänomen, dass zwar mathematisch betrachtet Addition und Subtraktion gleichrangige Grundrechenarten sind, wir Menschen aber dazu neigen, Probleme eher durch Hinzufügen zu lösen als durch Wegnehmen. In einer sozialpsychologischen Versuchsreihe sahen sich Probanden damit konfrontiert, z.B. eine wacklige Legokonstruktion zu stabilisieren oder ein Farbmuster symmetrisch zu gestalten. Obwohl das Hinzufügen von Elementen Spielgeld kostete, bevorzugten die meisten Testteilnehmer eine additive Lösung, indem sie stützende Legosteine einbauten oder Farbfelder hinzufügten. Dabei hätte es für jede der Problemstellungen eine elegante Lösung durch Wegnehmen von Legosteinen oder Farbfeldern gegeben. Auch nach Hinweis auf die Möglichkeit des Wegnehmens, blieben die meisten Probanden bei ihrer additiven Lösung.

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Pausen

Ende Oktober 2019 habe ich mich mit Pausen beschäftigt. Es geht natürlich um Pausen beim Zinken, aber auch beim Geschichten schreiben und sonst im Leben:

Am Wochenende genießen mein Mann und ich nach Möglichkeit ein gemütliches Frühstück mit Brötchen, Eiern und ausgiebigem Zeitunglesen. Wir hören dabei auch immer meinen Lieblingssender im Radio. Kürzlich wurde dort morgens ein neuer Song vorgestellt. Der Name des Interpreten ist mir entfallen und an Melodie oder Text erinnere ich mich auch nicht mehr. Plötzlich aber war Stille und mein Mann und ich haben beide gleichzeitig von unseren Zeitungen hoch- und uns gegenseitig angeschaut und dann synchron unsere Köpfe in Richtung Radio gedreht. Beide waren wir irritiert über die überraschende Unterbrechung des bis dahin ununterbrochen leise vor sich hinplätschernden Hintergrundgeräusches. Beide dachten wir zuerst, der Radioapparat sei kaputt. Dann ging der Song aber auch schon weiter, er hatte nur einfach an einer Stelle eine unerwartete Pause. Wir waren erleichtert, dass unser Radio noch funktioniert und mussten schmunzeln über unsere identischen spontanen Reaktionen und Gedanken. Weiterlesen „Pausen“