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In der augenblicklichen, hauptsächlich von Angst und Unwissenheit geprägten pandemischen Zeit Ende Mai 2021 ist es manchmal schwer zu erkennen, dass die wahllose Addition verschiedener Maßnahmen vielleicht gar nicht immer so wirkungsvoll ist, wie erhofft. Manchmal hilft auch ein Weg- oder Loslassen. Bei anderen Dingen ist das auch so und vor allem natürlich beim Zinken:

In der jüngsten Ausgabe (6.21) der Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“ bin ich auf einen interessanten Artikel des Schriftstellers und Wissenschaftspublizisten Michael Springer gestoßen. Er beschreibt darin das Phänomen, dass zwar mathematisch betrachtet Addition und Subtraktion gleichrangige Grundrechenarten sind, wir Menschen aber dazu neigen, Probleme eher durch Hinzufügen zu lösen als durch Wegnehmen. In einer sozialpsychologischen Versuchsreihe sahen sich Probanden damit konfrontiert, z.B. eine wacklige Legokonstruktion zu stabilisieren oder ein Farbmuster symmetrisch zu gestalten. Obwohl das Hinzufügen von Elementen Spielgeld kostete, bevorzugten die meisten Testteilnehmer eine additive Lösung, indem sie stützende Legosteine einbauten oder Farbfelder hinzufügten. Dabei hätte es für jede der Problemstellungen eine elegante Lösung durch Wegnehmen von Legosteinen oder Farbfeldern gegeben. Auch nach Hinweis auf die Möglichkeit des Wegnehmens, blieben die meisten Probanden bei ihrer additiven Lösung.

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Schubser

Mitte Mai 2021 war ich nach einem nicht so ganz geglückten musikalischen Vortrag mit dem Zink kurzzeitig aus dem Gleichgewicht geraten, konnte meine Mitte aber recht schnell wiederfinden. Aber wie findet man eigentlich seine Balance und was passiert, wenn uns jemand oder etwas schubst? Hier meine Gedanken dazu:

In unserer Zeitung gab es vor ein paar Tagen einen Aufruf zum Schafe schubsen. Hier in Norddeutschland und vor allem an der Nordseeküste gibt es viele Schafe. Sie sind ein wichtiger Bestandteil des Küstenschutzes. Sie grasen auf den Deichen und mit ihrem sogenannten „goldenen Tritt“ trippeln sie mit den kleinen Hufen den Boden fest, so dass die Graswurzeln kompakt bleiben und die Erde und die Deiche insgesamt stabilisiert werden. Wenn die Schafe sich aber auf dem Rücken wälzen, kommen vor allem Rassen mit kurzen Beinen oder sehr dicke Schafe manchmal nicht mehr eigenständig auf die Beine zurück. Sie bleiben hilflos auf dem Rücken liegen, die Verdauungsgase sammeln sich im Pansen und sie verenden nach kurzer Zeit. Deshalb nun der Appell an alle Spaziergänger im norddeutschen Raum, wann immer man ein umgekipptes Schaf sehe, solle man beherzt ins Fell greifen und das Tier so schubsen, dass es wieder auf die eigenen Beine komme.

Häufig genügt ja wirklich ein kleiner oder auch mal etwas größerer Schubser, um wieder auf die Beine zu kommen, ins Gleichgewicht zu pendeln, das Leben in die richtigen Bahnen zu lenken, Fahrt aufzunehmen oder die Richtung zu ändern.

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Balance

Ende Juni 2019 habe ich wieder eine Geschichte mit einem relativ hohen Zinkanteil verfasst:

Kürzlich habe ich einen spannenden Vortrag gehört, in dem es um gesundheitsfördernde Maßnahmen ging. Die Referentin hat sich eingangs zunächst mit dem Begriff bzw. der Vorstellung von Gesundheit beschäftigt. Gesundheit ganzheitlich betrachtet bedeutet immer auch Glück und eine der grundlegenden Voraussetzungen für Gesundheit und Glück ist ihrer Ansicht nach die Fähigkeit oder zumindest das Bestreben, immer wieder in die individuelle Balance, die eigene Mitte zu finden. Damit meint sie ausdrücklich die Balance in allen vorstellbaren Bereichen, also z.B. zwischen Anspannung und Entspannung, Ruhe und Aktivität, Belastung und Entlastung, Einatmung und Ausatmung, Säuren und Basen, Beuger und Strecker, Loslassen und Festhalten, Lärm und Stille, Tag und Nacht usw. Eine nachhaltige Störung der Balance kann zu einem krankhaften Zustand führen. Weiterlesen „Balance“