Bremsen

Mitte Dezember 2021 hat der Zink mich mal wieder zum Nachdenken gebracht. Diesmal geht es um die genau ausdifferenzierte Gestaltung von Tonanfängen. Und irgendwie ist dann doch noch eine Adventsgeschichte daraus geworden.

Wenn ich in pandemischen Zeiten nicht gerade meine Arbeit im Homeoffice erledigen kann, pendle ich regelmäßig mit der Bahn nach Bremen. Ich fahre gerne im letzten Wagen meines Zuges, weil ich dort zum einen viele mittlerweile bekannte Gesichter sehe und zum anderen der Weg vom Ausstieg aus dem Zug im Bremer Bahnhof bis zu den Treppenabgängen von dort deutlich kürzer und weniger überfüllt ist, als von den vorderen Wagen aus. Vorausgesetzt natürlich, der Lokführer leitet das Bremsmanöver rechtzeitig ein, so dass der Zug mittig im Bahnhof hält und nicht gefühlt auf halber Strecke nach Hannover. Beim Warten auf den Zug in meinem kleinen Provinzbahnhof positioniere ich mich genau da, wo der letzte Wagen üblicherweise zum Halten kommt. Es passiert gelegentlich, dass der Zug nicht rechtzeitig bremst und ich dann eine Strecke sprinten muss, um in den letzten Wagen einsteigen zu können. Immerhin hat der Zug aber bisher noch jedes Mal angehalten. Es gibt ja Bahnhöfe, in denen die Züge manchmal den Halt vergessen, gar nicht abbremsen und einfach durchfahren. Wenn man „IC vergisst Halt“ googelt, findet man leicht einige Beispiele.

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Erinnerungen

Es gibt gute Erinnerungen und nicht so gute. Sie können sich auch im Laufe der Zeit verändern, entweder von alleine oder weil wir sie bewusst beeinflussen. Kürzlich habe ich vier wunderbare Tage auf einem musikalischen Workshop verbracht und schwelge Anfang Juli 2021 noch immer in den wunderbaren Erinnerungen.

Im Laufe meines Lebens habe ich viele Erinnerungen angesammelt. Allerdings ist mir dabei klar, dass die Dinge, an die ich mich zu erinnern meine, gar nicht unbedingt so auch stattgefunden haben. Andere Menschen erinnern ein und dieselbe Sache oft unterschiedlich. Das wird beispielsweise bei Zeugenaussagen in Gerichtsprozessen deutlich. Der eine hat drei Schüsse gehört, jemand anders vielleicht vier oder noch mehr oder gar keinen. Auch Personenbeschreibungen bilden nicht immer das wirkliche Abbild des zu beschreibenden Menschen ab und Phantombilder können zuweilen irreführend sein. Wenn Zeit vergeht, verschwimmt auch oftmals die Erinnerung oder wird durch Bilder, eigene Gedanken oder Impulse von außen überlagert, verändert oder verfälscht. Bei zwei Gelegenheiten, bei denen ich erwartet hatte, als Zeugin aussagen zu müssen, habe ich mir daher vorsichtshalber sofort nach dem Geschehen Notizen gemacht.

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Schubser

Mitte Mai 2021 war ich nach einem nicht so ganz geglückten musikalischen Vortrag mit dem Zink kurzzeitig aus dem Gleichgewicht geraten, konnte meine Mitte aber recht schnell wiederfinden. Aber wie findet man eigentlich seine Balance und was passiert, wenn uns jemand oder etwas schubst? Hier meine Gedanken dazu:

In unserer Zeitung gab es vor ein paar Tagen einen Aufruf zum Schafe schubsen. Hier in Norddeutschland und vor allem an der Nordseeküste gibt es viele Schafe. Sie sind ein wichtiger Bestandteil des Küstenschutzes. Sie grasen auf den Deichen und mit ihrem sogenannten „goldenen Tritt“ trippeln sie mit den kleinen Hufen den Boden fest, so dass die Graswurzeln kompakt bleiben und die Erde und die Deiche insgesamt stabilisiert werden. Wenn die Schafe sich aber auf dem Rücken wälzen, kommen vor allem Rassen mit kurzen Beinen oder sehr dicke Schafe manchmal nicht mehr eigenständig auf die Beine zurück. Sie bleiben hilflos auf dem Rücken liegen, die Verdauungsgase sammeln sich im Pansen und sie verenden nach kurzer Zeit. Deshalb nun der Appell an alle Spaziergänger im norddeutschen Raum, wann immer man ein umgekipptes Schaf sehe, solle man beherzt ins Fell greifen und das Tier so schubsen, dass es wieder auf die eigenen Beine komme.

Häufig genügt ja wirklich ein kleiner oder auch mal etwas größerer Schubser, um wieder auf die Beine zu kommen, ins Gleichgewicht zu pendeln, das Leben in die richtigen Bahnen zu lenken, Fahrt aufzunehmen oder die Richtung zu ändern.

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vergessen

Ende März 2021 habe ich viel nachdenken müssen über das Vergessen. Dieses Thema ist im Alltag präsent, im Büro und natürlich auch beim Zinken. Um alles, was ich beim Zinken bisher gelernt habe nicht zu vergessen, habe ich eine prima Lösung gefunden:

Wenn man älter wird kann es vorkommen, dass man mal etwas vergisst. Das finde ich auch gar nicht schlimm. Eigentlich finde ich es sogar ganz lustig, wenn ich im Hauswirtschaftsraum vor unserem Vorratsschrank stehe und genau weiß, dass ich etwas holen wollte, aber nicht mehr genau, was. Zurück in der Küche fällt mir dann natürlich sofort wieder ein, was mir fehlt und dann laufe ich innerlich schmunzelnd ein zweites Mal zum Vorratsschrank.

Manchmal liege ich abends schon bequem und entspannt auf dem Sofa herum wenn unsere Geschirrspülmaschine mit einem akustischen Signal darauf aufmerksam macht, dass sie fertig ist. Meist reagiere ich ein wenig unwillig auf das Piepsen, stehe aber auf und gehe in die Küche, um die Maschine auszuschalten. Ich mache dann auch irgendetwas in der Küche oder hole mir was zu trinken. Und wenn ich dann wieder auf dem Sofa liege piepst die Maschine erneut und mein Mann fragt, ob ich nicht eigentlich den Geschirrspüler ausstellen wollte.

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sauber

Anfang Februar 2021 habe ich viel nachdenken müssen über das Thema „Sauberkeit“, nicht nur im Haushalt, sondern auch anderswo. Herausgekommen ist folgende Geschichte:

Wenn etwas sauber ist bedeutet das nicht, dass es auch porentief rein oder viren- oder bakterienfrei ist. In der augenblicklichen pandemischen Situation haben wir alle gelernt uns so die Hände zu waschen, dass sie nicht nur sauber sind, sondern darüber hinaus Bakterien und Viren den langen und intensiven Waschvorgang nicht überleben. Ein Büro, das ich tagsüber benutzt habe, hinterlasse ich meinen Kolleginnen und Kollegen nicht nur sauber, also krümel- und biomüllfrei, sondern ich desinfiziere neuerdings gründlich alles, was ich angefasst habe wie Schreibtischoberflächen, Tastaturen, Locher, Tacker und Telefonhörer, bevor ich Feierabend mache.

Dass es einen Unterschied gibt zwischen „sauber“ und „rein“, ist meiner Generation noch aus der alten Werbung mit Klementine vertraut: „Ariel wäscht nicht nur sauber, sondern rein!“ Da müssen wir uns nur wieder dran erinnern, wie glücklich Klementine und ihre zunächst ungläubigen und skeptischen Kundinnen sind und wie schön es sich anfühlt, wenn wieder einmal bewiesen wird, dass es weißer geht als weiß und sauberer als sauber, nämlich rein!

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Sternzeichen

In letzter Zeit sind mir beim Zinken und auch anderswo häufiger mal Frösche begegnet. Das hat mich Mitte Juni 2020 zu folgender Geschichte inspiriert:

Anfang Juli, also schon im nächsten Monat, habe ich Geburtstag. Mein Sternzeichen ist daher der Krebs. Meinen Aszendenten, der ja auch irgendwie bei Horoskopen ganz wichtig ist, weiß ich leider gar nicht. Vielleicht ist das aber auch ganz gut so, weil mich das sonst noch zusätzlich verwirren würde.

Auch so führen Horoskope bei mir häufig mal zu Unsicherheiten. Ich habe zwei Tageszeitungen abonniert, eine von meinem Wohn- und die andere von meinem Arbeitsort. In beiden lese ich neben den Sportteilen immer auch die Horoskope. Weiterlesen „Sternzeichen“

Technik

Anfang Februar 2020 habe ich viel nachdenken müssen zum Thema Technik und wie sie idealerweise unser Leben vereinfachen oder uns doch auch manchmal ziemlich stressen kann. Herausgekommen ist folgende kleine Geschichte:

Wir leben in heutiger Zeit in einer von Technik geprägten Welt. Auf viele technische Errungenschaften mag ich aber auch gar nicht mehr verzichten. Wenn ich es im Winter hell, warm und trocken habe, finde ich das schon sehr angenehm. Dass der Mensch die Techniken des Feuermachens und des Häuserbauens entwickelt und über die Jahrtausende verfeinert hat, ist daher sehr begrüßenswert. Ich bin auch gerne mobil in einer weiteren Umgebung als fußläufig erreichbar unterwegs und nutze dafür Automobil, Bahn und Flugzeug, also letztendlich weiterentwickelte Dampfmaschinen. Aber auch in meinem häuslichen Umfeld freue ich mich über alte oder neue technische Errungenschaften unserer Zivilisation. So wasche ich mich gerne und mit durchaus vorzeigbarem Ergebnis mit Seife und nicht nur mit Wasser, Weiterlesen „Technik“

der Wolf

Mitte April habe ich mich mit einigen Ängsten auseinandergesetzt, die man so haben kann. Angetickert wurde meine Wolfs-Geschichte wohl dadurch, dass ich einen eigenen Zink bekommen habe (!!!), um den ich mich natürlich sehr sorge und von dem ich Gefahren, wie den bösen Wolf, nach Möglichkeit abwehren will.

Beruflich habe ich im Rahmen des Sozialrechtes immer wieder mit Menschen zu tun, die von ihren Ängsten beherrscht werden. In Erinnerung geblieben ist mir z.B. eine Frau, die aus Angst vor Keimen und Bakterien nicht in der Lage war, Türklinken anzufassen oder sich auf Besucherstühle zu setzen. Ein Mann konnte es nur schwer in meinem Büro aushalten, weil die Strahlung des Computers, die Lichtwellen der Neonröhren und die Ausdünstungen des Teppichbodens ein gefährliches und ihn extrem belastendes Raumklima erzeugt haben. Sozialberatung war in diesen und anderen vergleichbaren Fällen nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Ein Fall beschäftigt mich gerade, in dem der Betroffene seit Jahren vor lauter Angst die eigene Wohnung nicht verlassen kann. Sogar der Zahnarzt besucht und behandelt ihn zu hause. Ich kann mir nicht im Entferntesten vorstellen, wie sehr alle diese Menschen in ihrer jeweiligen Realität leiden. Weiterlesen „der Wolf“

der Floh

die zu automatisierenden Bewegungsabläufe beim Zinken schaffen mich im Februar 2019:

In unserem alltäglichen Leben betrachten wir es als selbstverständlich, dass viele Bewegungsmuster automatisiert abgerufen werden können. Besonders viele und grundlegende Bewegungsabläufe erlernen wir im frühkindlichen Stadium, so zum Beispiel die Auge-Hand-Koordination, Sitzen, Stehen, Laufen oder Sprechen. Während der Wachstumsphasen muss sich der Körper dann später immer wieder auf veränderte Bedingungen einstellen. Weiterlesen „der Floh“